Spätestens seit den „fridays for future“- Demonstrationen ist deutlich, dass der Klimawandel nicht nur eine Modeerscheinung im Bewusstsein der Jugendlichen ist, sondern dauerhaft an Relevanz gewinnt. Hier muss Schule als Ort der Bildung und Erziehung eine Vorbildrolle einnehmen. Leichter gesagt, als getan, denn wer als Lehrkraft den Begriff „Klimawandel“ in einer Suchmaschine eintippt, wird überflutet von z.T. widersprüchlichen Aussagen und politischen Ansichten bis hin zu Dogmen.
Wie also herausfiltern, welche Schwerpunkte im Unterricht zu setzen sind? Welche dieser Aussagen sind fundiert? Wie kann ich sie altersgerecht im Unterricht einbauen?
Antworten auf diese Fragen lieferte eine von insgesamt drei Veranstaltungen der Fortbildungsreihe „Klimawandel – verstehen und handeln“ für die Gymnasien der Oberpfalz, die am 19.01.2023 in den Wänden des HCA-Gymnasiums abgehalten wurde. Als Referenten führten die Multiplikatoren StRin Marina Guist und StR Thomas Dengler (MJF-Gymnasium Burglengenfeld) durch das Programm. Ihr Ziel war es, den insgesamt rund 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus allen Teilen der Oberpfalz ein fundiertes Verständnis für den Klimawandel zu vermitteln und ihnen gleichzeitig praktische Werkzeuge für Schülerexperimente in den Fächern Physik, Chemie und Geographie zur Verfügung zu stellen.
Die Teilnehmenden wurden von OStD Ulrich Zänker als Gastgeber und StDin Claudia Reichmann als Koordinatorin der regionalen Lehrerfortbildungen der Dienststelle der Ministerialbeauftragen in der Oberpfalz herzlich begrüßt. Beide unterstrichen die Brisanz und Notwendigkeit einer dauerhaften Bildung für nachhaltige Entwicklung vor allem im Bereich der Schule.
Im ersten Teil der Fortbildung gaben die Referenten einen umfassenden Einblick in die Grundlagenforschung des Klimawandels. Zentraler Schwerpunkt war es, die These „Klimawandel ist eine von vielen Meinungen!“ durch wissenschaftliche Fakten und Daten zu widerlegen. Danach wurden die Auswirkungen auf das Klimasystem der Erde beleuchtet. Neben dem allgemein bekannten Abschmelzen der Gletscher und Eisflächen wurden dabei verstärkt die Konsequenzen für maritime Lebensräume (Anstieg des Meeresspiegels, Wärmespeicherkapazität von Wasser, Versauerung der Ozeane) unter die Lupe genommen.
„Klimawandel – verstehen“ beinhaltete aber nicht nur die reine Kenntnis von wissenschaftlichen Fakten, sondern auch das Be-Greifen in Form von Schülerexperimenten im Physik- aber auch Chemie- oder Geographieunterricht. Der von der LMU München entwickelte Klimakoffer bot den Teilnehmenden der Fortbildung insgesamt zwölf Aktivitäten an, die es ermöglichen, schülerzentriert die Hintergründe und Konsequenzen des Klimawandels im Klassenzimmer unmittelbar erfahrbar zu machen. Dabei wurden verschiedene Aspekte des Klimawandels beleuchtet: die Auswirkungen von Treibhausgasen, die Bedeutung von Eis- und Schneeflächen, die Konsequenzen für die Wasserqualität sowie die das Zusammenspiel verschiedener Kipppunkte, welche das Klimasystem unumkehrbar verändern würden.
Der zweite Teil der Fortbildung „Klimawandel – handeln“ setzte anschließend den Fokus darauf, wie Leben klimafreundlich gestaltet werden kann. Die Einpflegung klimarelevanter Themen in die Fachlehrpläne der verschiedenen Fächer wurde an den Fächern der 8. Und 9. Jgst. an vielen Beispielen aufgezeigt. Aber auch außerhalb des Unterrichts wurden von ökologisch abbaubaren Schulmaterialien über Baumpaten-schaften und vegetarische Tage im Pausenverkauf bis hin zu PV-Anlagen auf den Schuldächern wurden eine Reihe von Möglichkeiten erarbeitet, dem Klimawandel im Kleinen aber auch im Großen zu begegnen. Interessant war v.a. die Erkenntnis darüber, dass der Fleischkonsum eine deutlich größere Stellschraube für die CO2-Emission jedes Einzelnen ist als beispielsweise der regionale und saisonale Einkauf von Früchten oder verbrauchsparend Auto zu fahren.
Die Referenten betonten zum Abschluss die Bedeutung der Bildung für nachhaltige Entwicklung und ermutigten die Teilnehmenden, innovative Unterrichtsmaterialien und -methoden zu nutzen, um das Bewusstsein für den Klimawandel zu schärfen, Interessen für aktuelle Themen aufzugreifen und Handlungskompetenzen zu fördern. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren begeistert von den praxisorientierten Experimenten, die ihnen neue Möglichkeiten eröffneten, den naturwissenschaftlichen Unterricht abwechslungsreich und anschaulich zu gestalten und freuten sich sehr, dass jedes Gymnasium mit zwei Koffern ausgestattet werden konnte.
Die Veranstaltung trug hoffentlich dazu bei, das Bewusstsein für den Klimawandel zu stärken und Lehrkräfte in die Lage zu versetzen, ihre Schülerinnen und Schüler optimal auf die Herausforderungen einer sich wandelnden Welt vorzubereiten.
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